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Bissige Stories für boshafte Leser
- Kurzgeschichten von Susanne Henke -


Kurzgeschichten von Susanne Henke

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Susanne Henke, Jahrgang 63, genießt das Leben in Hamburg. Sie schreibt Kurzgeschichten und Satire, veröffentlicht diese in Zeitschriften und Anthologien.


Kurzbeschreibung:

Fünfzehn garstige Geschichten von mordlüsternen Ehefrauen, intriganten Ruheständlern, nervösen Pianisten und anderen ganz normalen Menschen.

"Sollte er sich auf dem Arbeitsamt in die lange Schlange der arbeitslosen Journalisten einreihen oder aus dem Fenster springen? Vorm Springen hatte er Angst - er war nicht schwindelfrei und würde es gar nicht schaffen, an die Brüstung zu kommen, ohne sich zu übergeben. Er malte sich eine trostlose Karriere als Meldungsschreiber bei den St. Pauli Nachrichten aus. Und das hämische Grinsen seiner Eltern ’Haben wir dir doch gleich gesagt ­ hättest lieber was Anständiges lernen sollen."

 


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Leseprobe - Sport ist Mord - aus Bissige Stories für boshafte Leser

Rhythmisch schwingt dein sorgfältig gesträhntes Pferdeschwänzchen vor meinen Augen hin und her. Beide spiegeln wir uns im Fenster. Du mit deinem makellosen Figürchen in einem rot-weißen Sportdress, ein schmales Handtuch um den Nacken geschlungen. Ich, ein grober, unförmiger Klotz, ganz in Schwarz gehüllt. Rot ist nur mein Gesicht. Gleichmäßig setzt du deine zierlichen Füßchen eins vor das andere auf das Laufband. Wie ein Hamster. Auf deinem Rücken bildet sich bereits ein dunkles Dreieck.
Ja, lauf du nur, du kleines Flittchen. Egal wie schnell du bist, du kannst mir nicht entkommen. Du hast mir meinen Mann gestohlen. Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass man das nicht tut?
Nach dreißig Minuten hältst du das Laufband an. Du wischst ordentlich die Griffe ab, nimmst einen Schluck aus deiner Designerflasche und setzt dich auf ein gynäkologenstuhlähnliches Gerät. Fünfzig Kilo legst du auf, presst
die Beine zusammen und wieder auseinander. Das ganze dreißig Mal.
Armer Harald, hat er gar keine Angst, wenn er zwischen diesen gestählten Schenkeln liegt? Als wäre es noch nicht genug, stemmst du jetzt  siebzig Kilo auf der Beinpresse. Dein Gesicht ist schon leicht gerötet. Ein metallisches Pling verrät, dass du dir wohl ein bisschen viel zugemutet hast. Das dunkelrote Dreieck auf deinem Rücken breitet sich aus ­ wie geronnenes Blut.
Ja, Schätzchen. An diese Farbe kannst du dich schon einmal gewöhnen. Das hier wird deine letzte Fitnessrunde sein. Mein Messer wartet schon auf dich.
Du legst dich auf die Bank und wuchtest die Langhantel nach oben. Mit diesen angeschwollenen Halsmuskeln siehst du gar nicht mehr so schwanengleich aus. Und das liebreizende Antlitz zu einer Grimasse verzerrt. Wenn Harald dich so sehen könnte!
Nebeneinander liegen wir auf zwei Bauchtrainern. Du würdigst mich keines Blickes. Hochkonzentriert absolvierst du deine Situps. Wie ein Käfer auf dem Rücken siehst du aus. Alle Viere nach oben gestreckt, in hilflosem Zucken erstarrt. Blutrot ist jetzt dein ganzes Hemdchen. Als hätte man dir dein strammes Bäuchlein schon aufgeschlitzt.
Du setzt dich auf, wischst dir den Schweiß aus dem Gesicht, trinkst wieder einen Schluck und wirfst einen Blick auf die große Studiouhr.
Deine Zeit ist abgelaufen. Ende der stürmischen Romanze zwischen Barbie und ihrem alternden Liebhaber. Und glaub ja nicht, dass Harald untröstlich sein wird. Reumütig wird er zu meinen weichen, untrainierten Schenkeln
zurückkehren. Du stehst auf und gehst zu dem Studio, vor dem sich schon ein paar Artgenossinnen versammelt haben.
Power Workout steht hier auf dem Programm. Power dich nur aus, umso leichter werde ich es nachher mit dir haben. Ich werde dich nicht aus den Augen lassen.
Zu den hämmernden, schnellen Beats bellt die Trainerin ihre Kommandos. Die Kursteilnehmer schleudern ihre Gliedmaßen im Takt hin und her. Du beherrschst die Choreographie perfekt. Wieder wippt dein sorgfältig gesträhntes Pferdeschwänzchen vor meinen Augen hin und her.
Ich bekomme keine Luft mehr. Mein Gesichtsfeld engt sich ein. Ich sehe nur noch deinen Pferdeschwanz. Dann wird alles schwarz.

Der herbeigerufene Notarzt beugt sich über die am Boden liegende, massige Gestalt. Er kann nur noch den Totenschein ausfüllen: Herzversagen infolge akuter Überanstrengung.

Copyright © 2005 Susanne Henke

 



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