Lesepage.de

Bücher schreiben

Bücher lesen

 

 

Der unwerte Schatz
- Tino Hemmann -


Tino Hemmann Tino Hemmann wurde im Februar 1967 in Leipzig geboren. Nach dem Schulabschluss begann er eine Lehre als Waagenbauer, holte sein Abitur nach und begann ein Studium zum Chemieingenieur. In der Wendezeit unterrichtete Tino Hemmann als Lehrer an einer Schule, wechselte dann die Branche und war viele Jahre für ein Unternehmen aus dem Bereich der digitalen Drucktechnik als Vertriebsmitarbeiter tätig. Als diese Firma einen Großteil der Filialen schloss, ergriff er die sich bietende Chance und gründete den Engelsdorfer Verlag.

Mit dem Schreiben beschäftigte Tino Hemmann sich bereits seit frühster Jugend. So begann er den Roman Silberauge mit 10 Jahren, den er im Alter von 14 Jahren beendete. Viele weitere Bücher sollten folgen, wie z.B. der Krimi "Nomenclatura -Leipzig in Angst".

Weitere Titel von Tino Hemmann: Die Abenteuer des Henrik Jones | Die Menschfabrik | OST gegen WEST - Das Gutböse Reich | SHINKH | Einer muss das Opfer sein | Helagonitis - Das Leipziger Experiment | Engelsdorf bleibt - Über die Zwangseingemeindung von Engelsdorf in die Stadt Leipzig.

Anlässlich des Weltfriedenstages am 01. September 2005 erscheint nun, 66 Jahre nach dem Beginn der Euthanasie, sein Buch mit dem Titel "Der unwerte Schatz".

  info@engelsdorfer-verlag.de 

Alle Buchtitel sind bestellbar über den Webseiten des Autors:            www.tino-hemmann.de 

 


 

Der unwerte Schatz
Gegen das Vergessen - Kinder-Euthanasie, von Tino Hemmann

 

Kurzbeschreibung
und Cover

Der unwerte Schatz

Hugo Hassel wird Heiligabend 1931 in Leipzig geboren, bald schon ist er Vorzeigebeispiel für die arische Rasse, blond und blauäugig und außergewöhnlich intelligent. Dass der Vater eine weitere Tochter wünschte, bekommt Hugo schnell zu spüren.
Da ist Fritz, der Zwillingsbruder Hugos, der die Misshandlungen anstatt Hugo über sich ergehen lässt. Er ist Hugos bester Freund. Doch Fritz existiert nicht wirklich. Bei der obligatorischen Schuluntersuchung 1938 fällt Hugos ausgeprägte multiple Persönlichkeitsstörung auf. Fortan interessieren sich die Professoren der Leipziger Universität für Hugo, der wie die Gleichaltrigen seine Kindheit genießen will. Ein Professor der Abteilung für jugendliche Psychopathen hat jedoch anderes vor. Die Mutter muss das Kind an ihn abtreten. Sein Ziel, das Gehirn des kleinen Jungen nach dessen Vergasung zu untersuchen, um damit Berühmtheit zu erlangen, wird unterstützt durch die Manipulation eines Meldebogens im Rahmen der von Hitler gewünschten Euthanasieaktion T4 und der Legalisierung des Mordvorhabens.

Hugo Hassel gerät immer mehr in den Strudel nazistischer und ärztlicher Machenschaften, in den Wahnsinn einer Zeit, die bestimmt wird von Krieg und Korruption, und von der höchsten Form der Verachtung der Menschenwürde: der Vernichtung unwerten Lebens.
Dieser Roman kennt keine Kompromisse - so wie es im Dritten Reich und im 2. Weltkrieg keinerlei Kompromisse gab.
1939 begann die Vernichtung unwerten Lebens, gesetzlich untermauert bis 1941. Genannt wurde diese Aktion T4, nach dem Sitz der zentralen Dienststelle in Berlin, Tiergartenstraße 4. Denn dort wurden die Meldebögen der drei Gutachter ausgewertet, die aus der Ferne über Leben oder Tod des Kindes befanden. Nach 1941 kam es im deutschen Reich zu einer wilden Euthanasie. Unzählige Kinder wurden getötet, auch in den Leipziger Anstalten Dösen oder Altscherbitz. Selbst die Abteilung für jugendliche Psychopathen - heute die Kinder-Psychiatrie der Leipziger Universität - schickte ihrer kleinen Patienten in die Anstalten oder direkt zur Vergasung nach Pirna.

Bestellmöglichkeiten und weitere Eizelheiten über den Webseiten des Autors oder zum Beispiel hier: 
amazon.de 


 

 

Leseprobe - Der unwerte Schatz

Ich wachte auf, weil ich mal eilig musste. Peter schien fest zu schlafen. Ich kroch aus seinem Bett und ging zur Tür. Der Topf von Peter mit der Pfütze stand noch da. Ich klopfte gegen die Tür und hielt meine Hand zwischen die Beine, denn es war sehr dringend.
"Ich muss mal! Hallo, aufmachen! Ich muss mal ganz eilig!", rief ich. Doch es wäre zu spät. Ich versuchte den Blechtopf zu treffen, es gelang mir nur teilweise.
Trotzdem war ich erleichtert. Peter hustete ganz doll. Jetzt war er doch aufgewacht. Ich ging zu ihm, denn ich hatte Angst, er könnte ersticken. Ich klopfte ihm auf den Rücken, weil das auch der Freiherr von Mengen machte, wenn ich mich verschluckt hatte. Nur allmählich beruhigte sich Peter wieder.
"Lolo", sagte er und schaute mich an. Ich hielt seine Hand fest.
In diesem Moment öffnete sich die Tür zu unserem Zimmer und Professor Walter kam herein.
"Ich dachte, ich hätte deine Stimme rufen gehört, Hugo?"
"Ich musste mal." Ich stand auf. "Es war aber zu spät. Ich hab in Peters Topf gemacht. - Na, so ziemlich."
Der Mann schaute zum Topf neben der Tür. "Die meisten hier können nicht ohne Hilfe zur Toilette gehen. Deshalb gibt es die Töpfe. Unter deinem Bett steht auch einer."
"Ich bin doch kein Baby mehr."
Der Professor hockte sich neben mich und nahm Peters andere Hand. "Ihr versteht euch? Peter und du, mein ich."
Ich nickte. "Wir haben Eisenbahn gespielt. Er hat gelacht und Lolo gesagt. Er freut sich, wenn ich mit ihm spiele."
"Er hat was gesagt?"
"Lolo. Er meint die Lokomotive. - Sag mal Lolo, Peter!" Ich schüttelte Peters Hand.
"Lolo, Lolo ..."
Professor Walter sah Peter erstaunt an. "Das hast du ihm beigebracht?"
"Nein, er hat es von ganz allein gesagt, als wir Lokomotive gespielt haben."
"Wie habt ihr das gespielt?", wollte der Professor wissen.
Ich kletterte in Peters Bett, zog ihn hoch, dass er sitzen konnte und kniete mich hinter ihn. "Los, Peter, zeig ihm, wie man Eisenbahn spielt!" Dieses Mal hielt sich Peter an meinen Armen fest. Wieder fuhren wir und nach einem Weilchen begann Peter zu jauchzen und zu lachen. "Lolo!", rief er. "Lolo!"
"Sehen Sie?" Ich stieg aus dem Bett und setzte mich auf den Hocker. Peter sah traurig zu mir, weil er gern weitergespielt hätte.
Der Professor schüttelte seinen Kopf. "Das ist erstaunlich, höchst erstaunlich ...", murmelte er.
"Warum bekommt Peter nichts zu essen?", fragte ich nun.
"Wie meinst du das, Hugo?"
"Die Krankenschwestern haben gesagt, dass er nichts bekommt. Der Herr von Rasch hat es angewiesen. Peter kriegt nur die Spritzen und Tabletten."
"Spritzen und Tabletten? - Was für Tabletten? Was für Spritzen?"
"Sie haben gesagt, es wären Lu..."
"Luminal-Tabletten?"
"Hm. Und dann bekommt er ...", ich musste angestrengt nachdenken, "so was wie Mor..., ...opola... Ich weiß nicht mehr, es war ein ziemlich langes Wort."
"Morphin-Scopolamin? Haben sie das gesagt?"
Ich nickte. "Ich glaube ja. - Was ist das?"
Professor Walter schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und stand auf. Er lief zum Fenster und blickte hinaus, ohne dass er etwas sehen wollte. "Und er durfte nichts Essen?"
"Nein, gar nichts." Ich stand hinter ihm. "Was ist das, Herr Professor?", fragte ich wieder.
"Lolo!", hörten wir Peter rufen. Er hielt sich mit den Händen an seinem Gitter fest und blickte zu uns.
Der Professor schaute zu mir herunter. "Ich bin gekommen, weil ich einen Versuch mit dir machen wollte, Hugo." Er fuhr mit seiner Rechten über meinen Kopf. "Das heißt, mit Fritz und dir. - Versprecht ihr mir, dass ihr mich nicht belügt?"
Ich sah ihn genau an. Er meinte es ernst. Deshalb nickte ich.
"Ich möchte, dass jetzt nur Fritz mitkommt. Ist das möglich?"
Fritz schaute mich an und nickte.
"Geh nur", flüsterte ich.
Fritz verließ mit Professor Walter unser Zimmer, während ich mich neben Peter hockte und ihm von unseren Kartoffelferien erzählte.

 


 

Copyright © Horst Müller - Stendal 2004 - Datenschutz / Nutzungsbedingungen